Welche Art Führung braucht eine Umstrukturierung?

Führung

Die Studie wurde in einem schwedischen Großunternehmen während einer schwerwiegenden und langanhaltenden Phase der Veränderung durchgeführt. Rund 40 Geschäftsführer wurden gebeten zweimal eine modifizierte Anforderungsanalyse an ihre Führungsposition auszufüllen. Im ersten Durchgang gaben die Geschäftsführer an, welche Anforderungen sie an ihren Führungsstil bis zum jetzigen Zeitpunkt sahen. Im zweiten Durchgang wurde gefragt, wie sie die Anforderungen an ihren Führungsstil in der Zukunfteinschätzten. Für die Erhebung wurde eine 10-stufige Skala verwendet, die mit den Messskalen des FSI (FSI Führungsstilinventar) korrespondiert. (In der Studie wurde die erste Version des FSI verwendet. Sie hat ein paar Abweichungen von der heute genutzten Version II des FSI).

Die Ergebnisse der Studie sind unten dargestellt.

Die gestrichelte Linie zeigt den Mittelwert der genannten Anforderungen bis zum heutigen Zeitpunkt(nämlich die vorher festgelegten Anforderungen). Die durchgezogene Linie repräsentiert den Mittelwert der Einschätzungen der Geschäftsführer zu den zukünftigen Anforderungen an ihren Führungsstil. Da sich die Organisation in einer klaren Übergangsphase befand, kann davon ausgegangen werden, dass die Differenz zwischen den vorherigen und zukünftigen Anforderungen diejenigen Anforderungen darstellt, die ein Geschäftsführer in der Übergangs- und Veränderungsphase erwartet im Vergleich zu den Anforderungen aus einer ruhigen und kontrollierten Zeit.

Die Ergebnisse zeigen, dass Geschäftsführer auf allen Skalen signifikant höhere Anforderungen in der Zukunft erwarten, die mit einem verändernden Führungsstil assoziiert werden (nämlich VE: Veränderung, ST: Strategie, EN: Enthusiasmus und LE: Leistung).

Außerdem gab es signifikante Unterschiede zwischen vergangenen und zukünftigen Anforderungen in den folgenden Skalen: erhöhte Anforderungen an BE: Beschlussfähigkeit und geringere Anforderungen in den Skalen RM: Relationen Mitarbeitern, RÜ: Relationen Übergeordneten und PL: Planung (letzteres ist wenig signifikant) . Das bedeutet, dass es früher wichtig war eine freundliche und konfliktfreie Beziehung zu den Übergeordneten zu pflegen, sich um eine gute Beziehung zu den Untergeordneten zu bemühen, Pläne zu verfolgen und viel Energie in die Entscheidungsfindung zu investieren. Dahingegen liegen die Prioritäten der Zukunft darin mutiger zu sein, sich zu trauen unangenehme Entscheidungen zu treffen und weniger Zeit mit der Planung zu verbringen. 

Schlussfolgerung

Welche Empfehlungen können auf Grundlage dieser Ergebnisse für die Rekrutierung und das Training von Geschäftsführern ausgesprochen werden? Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Geschäftsführer, die mit starken Veränderungen konfrontiert werden, eine mehr veränderungsorientierte Einstellung (VE) brauchen. Sie müssen über die täglichen Routinen hinausgehen (ST) und Mitarbeiter mit Enthusiasmus und Selbstvertrauen (EN) motivieren. Außerdem müssen sie höhere Ansprüche an die Leistungen (LE) stellen. All diese Aspekte sind Teil eines veränderungsorientierten (VE) Führungsstils. Des Weiteren wird durch die Ergebnisse deutlich, dass Geschäftsführer erwarten in Zukunft „härter“ sein zu müssen: Konflikte konfrontieren und eine größere Entschlossenheit bzw. mehr Mut zeigen. Für all diese Verhaltensmerkmale haben Führungskräfte das Bedürfnis diese stärken zu müssen. Es scheint sinnvoll zu sein, diese Merkmale bei Geschäftsführern weiterzuentwickeln, an die in Zukunft hohe Ansprüche gestellt werden radikale Veränderungen zu implementieren.

Für die Rekrutierung bedeuten diese Ergebnisse (sowie andere), dass ein veränderungsorientierter Führungsstil und die Subskalen VE: Veränderung und EN: Enthusiasmus bei Positionen wichtig sind, die Tatendrang zur Veränderung verlangen. Auch die Subskala BE: Beschlussfähigkeit kann in diesem Kontext relevant sein.

Psytest AB hat mehrere Studienergebnisse zur Führung veröffentlicht. Die Studien sind in der Dissertation von Dr. Stefan Lindstam ausführlicher dargestellt (siehe amazon.de, „Das FSI Führungsstilinventar und das integrative Führungsmodell“, 2015). Die Dissertation ist auf Deutsch verfasst worden. Sie basiert auf schwedischen Studien. Mit dem Ziel den Lesern einen leichteren Zugang zu den Ergebnissen zu ermöglichen, beinhaltet diese Reihe von Artikeln eine verkürzte und vereinfachte Darstellung ausgewählter Studienergebnisse. Die Studien wurden mit Hilfe des FSI Führungsstilinventars erhoben. Das zugrundeliegende Modell zum Führungsstil ist breit und allgemeingültig (vergleichbar mit dem Big Five-Model im Bereich der Persönlichkeitspsychologie) und die Schlussfolgerungen sind dementsprechend relevant für Personen im Bereich der Rekrutierung und Entwicklung von Führungskräften.

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